Gruppenanalyse

Gruppenanalyse ist eine Theorie und Praxis der Arbeit in und mit Gruppen; sie geht von der Erfahrung aus, dass Menschen zu Gruppen gehören und gehören wollen. Auf jede Gefährdung dieser Zugehörigkeit – sei es von außerhalb oder aus der Gruppe selbst – folgen spezifische, unbewusste Reaktionen sowohl des Individuums als auch seiner Gruppe. In und durch Gruppen zu leben ist Menschen existentiell; diese prägen die Individualität ihrer Mitglieder, sie können sie gleichermaßen fördern oder verletzten. Eine Gruppe schafft sich gemeinsam diejenige Norm, von der jeder individuell abweicht - die Kommunikation über die individuellen Abweichungen macht die Norm bewusst und somit veränderbar. Konflikte, die damit zusammenhängen, werden so einer bewussten Kommunikation zugänglich und fördern Entwicklung von Bezogenheit und Eigenständigkeit gleichermaßen. Eine Gruppenanalyse untersucht destruktive Prozesse in Gruppen, im geleiteten - gruppenanalytischen - Prozess will sie diese überwinden. Ihr Ziel ist es, Offenheit in der Kommunikation zu fördern und so Kreativität und Individualität der Gruppenmitglieder und der ganzen Gruppe zu stärken.

Das Institut

Vor mehr als 35 Jahren als eines der frühen gruppenanalytischen Weiterbildungsinstitute gegründet, prägt das IGA mit anderen zusammen auch heute die Entwicklung der Gruppenanalyse im deutschsprachigen Raum. Gerhard Rudnitzki und andere bedeutende Mitglieder der Gründungsgeneration wurden noch in England von S.H. Foulkes und Ilse Seglow (beide London) und später in Heidelberg von Herta Reik (ebenfalls London) ausgebildet. Diese Generation hat großen Anteil daran, dass die Foulkessche Gruppenanalyse in Deutschland Fuß fassen und beträchtlichen Einfluss gewinnen konnte. Früh eine zentrale Weiterbildungsstätte des DAGG geworden, beeinflusst das IGA Heidelberg auch als Weiterbildungsinstitut der D3G die theoretische Entwicklung und bildet Gruppenanalytikerinnen und Gruppenanalytiker aus.
S.H. Foulkes, der nach seiner Emigration aus Deutschland neben T. Burrow und W. Bion, die Gruppenanalyse begründete, integrierte Erkenntnisse aus der Psychoanalyse, der Soziologie, der Gestaltpsychologie und der Neurowissenschaft und entwickelte das Konzept einer Analyse in der und durch die Gruppe. Der Begriff des „Analytischen“ war bei Foulkes immer verschieden von dem der Psychoanalyse und hatte seine Grundlagen in der Freudschen Psychoanalyse, in der „Psychologischen Analyse“ von Goldstein, die den Übergang zur Neurologie bildet und „Sozioanalyse“ von Mannheim.

Unsere Mitglieder sind in gruppenanalytischer Forschung engagiert sowie in Gremien nationaler und internationaler Organisationen wie der Deutschen Gesellschaft für Gruppenanalyse und Gruppenpsychotherapie (D3G), der Group Analytic Society International (GASI) sowie der International Association of Group Psychotherapy (IAGP) sowie der European Federation of Psychoanalytic Psychotherapies (EFPP) in the public sector.

Die Weiterbildung

Das Institut für Gruppenanalyse Heidelberg bietet eine Basisqualifikation in Gruppenanalyse und zwei zertifizierte Abschlüsse an: Gruppenanalytiker*in IGAH sowie gruppenanalytische*r Supervisor*in und Organisationsberater*in IGAH.

Die Weiterbildungen am Institut finden in multiprofessionell gebildeten Kleingruppen statt und sind prozessorientiert. Die dynamischen Prozesse der Teilnehmergruppe in der Beschäftigung mit dem Unterrichtsmaterial werden selber zum Gegenstand des Unterrichts. Während die Gruppe sich mit dem Material auseinandersetzt und diese Auseinandersetzung reflektiert, entwickeln sich die Weiterbildungsgruppe und die einzelnen Teilnehmer des Kurses. Unterricht wird, wie S.H. Foulkes seine gruppenanalytische Methode nannte, zum ego training in action.

Prozessorientierung, berufliche Heterogenität und zeitlich relativ flexible Gestaltbarkeit der Weiterbildungsbestandteile stellen Stärken der Heidelberger gruppenanalytischen Weiterbildungen dar. Sie umfassen klassische und institutionelle Selbsterfahrung, eine eigens am IGA konzipierte tätigkeitsspezifische Selbsterfahrung im Rahmen der Weiterbildung Supervisions- und Organisationsberatung, Institutsgroßgruppe, Theorie- und Kasuistik-Kurse sowie die Leitung einer eigenen Lehrgruppe bzw. Supervision und Organisationsberatung unter Lehrsupervision.

Interessenten sind Professionelle aus Kultur, Forschung, Bildung, Supervision, Team- und Organisationsberatung, aus den Sozialwissenschaften, der Sozialarbeit und Sozialpädagogik, aus Theologie, Psychotherapie und Medizin, die ihre Kompetenzen bei der Arbeit in und mit Gruppen erweitern möchten.